Kundalini: Was ist das? 

Kundalini Yoga nach Yogi Bhajan hat seine Wurzeln in Nordindien und bezeichnet die uns innewohnende Lebenskraft, welche durch Atmung, Bewegung und Konzentration erweckt wird. Kundalini Yoga möchte unsere Lebenskräfte wecken, und unser kreatives Potenzial fördern. Das Sanskrit Wort Yoga stammt von der Verbalwurzel yuj. Dies meint das Anjochen oder Einspannen von Zugtieren wie Ochsen oder Pferden vor einen Wagen. In unserer Yogapraxis wünschen wir uns mit Hilfe überlieferter Techniken ein Vereinen unserer physischen, geistigen und psychischen Kräfte zu einem glücklichen, gesunden und erkenntnisreichen Leben. Mobilisationen bzw. die Dehnungen werden lange gehalten, was zur Folge hat, dass wir an die tieferen Schichten unserer Muskulatur, Faszien (Bindegewebe), Meridiane, ja selbst unser Nervensystem kommen und somit positiv beeinflussen können.


Drei Schlüssel zur korrekten Ausrichtung im Kundalini Yoga

Von besonderer Bedeutung für das korrekte Ausführen einer Haltung innerhalb der Kriya sind drei Schlüsselpunkte zu nennen:

  •     Wirbelsäule
  •     Nabelpunkt
  •     Bhandas


Wirbelsäule - ein kleines Wunderwerk

Deine WIRBELSÄULE besteht aus 7 Halswirbeln, 12 Brustwirbeln, 5 Lendenwirbeln, dem Kreuzbein und Steißbein. Dazwischen liegen die Bandscheiben. Das Rückenmark läuft im sog. Wirbelkanal nach unten bis zum ersten Lendenwirbel, alles was danach kommt wird als Cauda equina bezeichnet und gleicht eher einem Pinsel als einem Strang. Im Zentralkanal Deines Rückenmarks läuft Sushumna-Nadi entlang. Dieser Energiekanal transportiert die Kundalini Shakti durch Deine Chakren nach oben. Dabei ist es von großem Vorteil, wenn Du Deine Wirbelsäule während der Haltungen in bester Ausrichtung hältst.


Nabelpunkt - Deine pure Kraft

Um das gut hinzukriegen und so Deine Kundalini Kraft bewusst zu unterstützen, kannst Du mit dem Nabelpunkt arbeiten. Der Nabelpunkt liegt circa 3 Querfinger unterhalb Deines Bauchnabels und wird im Kundalini Yoga auch als innerer Kraftort bezeichnet (vgl. auch andere Traditionen, die den unteren Bauchbereich Hara nennen). Um diesen Bereich zu aktivieren, wird gerne das Mantra „Har“ (übersetzt als der Aspekt in Dir, der Dinge in die Tat umsetzt) gechantet, die Sat Kriya praktiziert oder auch die Streckposition geübt. Oftmals ist es genau das fehlende Bewusstsein für Deinen Nabelpunkt, das eine korrekte Ausführung der Asana erschwert. Durch Schwangerschaft(en), Traumata, Schmerzen im unteren Rücken, Ischiasleiden oder dergleichen kann Dein energetisches Zentrum verrutschen. Innerlich geht das einher mit Abgeschlagenheit, depressiven Verstimmungen oder mangelndem Selbstvertrauen. Du hast Schwierigkeiten Deine Mitte zu spüren, oder es fällt Dir schwer, die Positionen durchzuhalten. Mit anderen Worten: Dein inneres Feuer lodert nicht. Dabei ist es der aktive, bewusste Nabelpunkt, der Deinem unteren Rücken Raum verschafft. Gerade bei Rückbeugen, wie die Kobraposition ist es immens wichtig, den unteren Bauchbereich in Richtung Wirbelsäule zu ziehen.

Eine andere Formulierung könnte auch „das Schambein zum Bauchnabel ziehen“ sein. Beide Korrekturen helfen Dir, die untere Bauchmuskulatur anzuspannen und so dem Hohlkreuz vorzubeugen.


Drei Bandhas für ein Halleluja

Weiters sind die BHANDAS von enormer Bedeutung für die Ausrichtung Deiner Wirbelsäule im Kundalini Yoga. Bandhas sind energetische Schleusen, die an drei Ebenen im Körper liegen und Deine Wirbelsäule in ihrer Ausrichtung und Länge halten. Wir arbeiten insbesondere mit drei Bandhas im Kundalini-Yoga. Das sind Mulbhand, Jalandarabhanda und Uddiyanabanda.


Mulbhanda - der Beckenbodenverschluss

Im untersten Bereich Deiner Wirbelsäule, zwischen Steißbein, den beiden Sitzbeinhöckern und dem Schambein, spannt sich Dein Beckenboden auf. Der Beckenboden schließt Deinen Körper nach unten ab und verhindert das Absinken Deiner Organe. Mit dem aktivieren der Wurzelschleuse (MULBHAND) spannst Du Dein Perineum, den Dammbereich, nach innen oben. Gerade zu Beginn der Kundalini Yoga Praxis kann das schwierig erscheinen. Dann ist es nicht verkehrt die Gesäßmuskulatur und die unteren Bauchmuskeln mit dazu zu nehmen. Mulbhand ist jedoch vielmehr als eine Muskelkontraktion: Sobald Du es schaffst, den Dammbereich einzeln anzusprechen und auch während der Übungen im Kundalini Yoga zu halten, sorgst Du für ausreichend Erdung und Standfestigkeit und hältst Deinen Energiefluss im Körper. Zusammen mit dem Nabelpunkt gibt es Dir das Gefühl fest verankert in Deinem Körper zu sein.


Jalandara Bhanda - der Halsverschluss

Als zweite Schleuse ist die Nackenschleuse zu nennen. Sie wird auch JALANDARA BHANDA genannt. Die Nackenschleuse lässt Deinen oberen Rücken und die Halswirbelsäule aufgerichtet bleiben. Sobald Du Dein Brustbein nach oben anhebst, arbeitest Du bereits mit dieser energetischen Sperre. Du streckst die obere Brustwirbelsäule und gibst Deinem Herzen mehr Weite. Zu Beginn kann auch diese kleine Bewegung schwierig sein. Dann ist es wunderbar, wenn Du über den Kopfhebel arbeitest und einfach ein Doppelkinn machst. In manchen Yogatraditionen werden sogar noch die Schultern mit angehoben oder das Kinn zum Brustbein nach unten gebracht. Energetisch gesehen, entschwindet Dir dann bestimmt keine Energie mehr nach oben.


Uddiyana Bhanda - der mittlere Verschluss

Die dritte Schleuse, die zu nennen ist, liegt auf Höhe Deines Zwerchfells. Sie wird als UDDIYANA BHANDA bezeichnet. Eine weitere Muskelplatte (neben dem Beckenboden), die einmal quer durch den Körper verläuft. Das Zwerchfell oder Diaphragma genannt, ist Dein Hauptatemmuskel und trennt den Brustraum vom Bauchraum ab. Dieser Muskel ist ein wahres Wunderwerk. Seine Muskelansätze ziehen an der Vorderseite der ersten Lendenwirbel und untersten Brustwirbel entlang. Er spannt sich innerhalb Deiner Rippen auf und ist sogar an einer Stelle mit Deiner Leber verwachsen. Uddiyana-Bhanda wird klassischerweise mit dem Ausatmen praktiziert. Durch das nach innen Stülpen Deines Zwerchfells entsteht ein Unterdruck im Bauchraum. Deine inneren Organe ziehen nach oben, Dein Beckenboden wird entlastet und Dein mittlerer Rücken grandios gestreckt. Mehr Länge dort hineinzubringen ist kaum möglich. Uddiyana-Bhanda während der Kriyas zu praktizieren ist in der vollen Form nicht möglich. Doch wann immer es am Ende der Haltung angesagt wird, lasse keine Gelegenheit aus, die Zwerchfellschleuse zu praktizieren. Deine Bandscheiben werden es Dir danken. Beachte also diese drei Schlüssel für eine korrekte Ausrichtung im Kundalini-Yoga.


Alte Körpermuster auflösen

Es lohnt sich, im Kundalini Yoga in die bewusste Ausrichtung zu gehen. Schmerzen innerhalb einer Haltung müssen nicht sein. Probiere Dich aus und erforsche, mit welchen kleinen Korrekturen Du eine Veränderung erreichen kannst.

Je länger Du in der Praxis des Kundalini Yogas bist, desto mehr Deiner Körpermuster wirst Du aufdecken. Hinter diesen „Körperpanzern“, die sich als Verspannungen, Einschränkungen und Haltungsmuster zeigen, hat Dir Deine innere Stimme vielleicht schon die ein oder andere Weisheit zugeflüstert. Möglicherweise steckt nämlich hinter der ständigen Nervenreizung unterm Schulterblatt vielleicht mehr als nur eine Überarbeitung. Die Nackenschmerzen möchten Dich wohl auf einen Perspektivwechsel hinweisen und Dein unterer Rücken freut sich über mehr Gelassenheit, wenn es um die persönlichen Ansprüche geht.

Du siehst also, Dein Körper spricht ständig mit Dir. Hilf ihm, indem Du zuhörst und ihn mit der richtigen inneren Einstellung und der richtigen körperlichen Ausrichtung bei Deinen Kundalini-Yoga-Übungen unterstützt.






Jede Lektion wird mit Yoga Nidra abgeschlossen (ca. 20 Minuten).

Dienstag, Kundalini-Yoga


Zeit:            9:30 - 10:45

Leitung:      Gabriele Wilcke